Rostocker Münzen im Internet

As des römischen Kaisers Traian, 102 n. Chr. (Inv. R646): Porträt des Traian und Siegesgöttin Victoria mit Kranz und Palmzweig (Universität Rostock / Lars Schüler)
As des römischen Kaisers Caligula, 37–41 n. Chr. (Inv. R253): Porträt des Agrippa und Statue des Neptun mit Dreizack und Delphin (Universität Rostock / Anne Gürlach)
Dupondius des römischen Kaisers Hadrian, 129–130 n. Chr. (Inv. R732): Porträt des Hadrian und Darstellung eines römischen Kriegsschiffes (Universität Rostock / Anne Gürlach)

Ein erster Teil der Münzbestände der Universität Rostock kann seit dem 20. Februar über eine eigene Seite des NUMiD-Verbundes online recherchiert werden. Das Kürzel NUMiD steht für „Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland“, ein Forschungs- und Digitalisierungsprojekt, das seit 2017 eine Plattform für die Online-Veröffentlichung universitärer Münzsammlungen bietet und damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung und Erschließung numismatischer Bestände leistet.

Eine erste Auswahl von Münzen, die wir auf diesem Weg online zugänglich machen, umfasst 360 römische Prägungen. In folgenden Schritten sollen zunächst alle weiteren der rund 3000 römisch-republikanischen und kaiserzeitlichen Münzen sowie auch die ca. 600 griechischen und römisch-provinzialen Münzen eingelesen werden. Abschließend werden dann auch die ca. 100 byzantinischen und die rund 800 orientalischen Münzen zugänglich gemacht.

Die römischen Münzen wurden von der Archäologin Anne Gürlach im Rahmen einer durch NUMiD finanzierten Projektstelle sowie von studentischen Hilfskräften des Heinrich-Schliemann-Instituts mit einer Fotobox einheitlich dokumentiert und neu vermessen. Die Bestimmung der Münzen erfolgte auf der Grundlage eines von Silke Burmeister vorgelegten Bestandskatalogs aus dem Jahr 1999, dessen Resultate überprüft und den neuesten Forschungsergebnissen angepasst wurden.

Die Erschließung der Münzen im Rahmen der NUMiD-Datenbank ist nicht nur wichtig, weil damit die öffentliche Zugänglichkeit der Bestände der Archäologischen Sammlung des Heinrich-Schliemann-Instituts deutlich verbessert werden kann. Es handelt sich auch um einen wichtigen Beitrag zur weltweit vernetzten numismatischen Forschung: Die Einträge zu den Rostocker Münzen sind über die NUMiD-Datenbank direkt verlinkt mit den großen internationalen Rechercheportalen zur antiken Münzprägung wie CRRO oder OCRE.

Die wissenschaftliche Bedeutung der Aufarbeitung der Rostocker Münzbestände im Rahmen von NUMiD lässt sich an einem Beispiel knapp illustrieren: Unter den Münzprägungen des Kaisers Traian konnten wir ein Exemplar identifizieren, das erst den zweiten Beleg eines sehr seltenen, der numismatischen Forschung in dieser Variante bisher unbekannten Typus darstellt (Abb. 1). Das unscheinbare Stück befand sich schon seit der Zeit des Kabinettsgründers Oluf Gerhard Tychsen in der Rostocker Sammlung, ohne dass seine Bedeutung bisher jedoch hätte erkannt werden können.

Unter den Rostocker Münzen befinden sich aber nicht nur Objekte von großem numismatischem Interesse, sondern auch viele Exemplare von hohem ästhetischem Wert: etwa ein Bronze-As des Kaisers Caligula mit dem eindrücklichen Porträt des Feldherrn Agrippa, des Großvaters des Münzherrn, und der besonders gelungenen Wiedergabe einer Statue des Neptun; der Meeresgott hält einen Delphin in der ausgestreckten rechten Hand (Abb. 2). Ein Dupondius des Kaisers Hadrian aus den Jahren 129 bis 130 n. Chr. zeigt auf der Rückseite ein römisches Kriegsschiff in voller Fahrt (Abb. 3).

Das akademische Münzkabinett der Universität Rostock war 1794 von Oluf Gerhard Tychsen (1734–1815), einem international renommierten Professor für orientalische Literatur, eingerichtet worden. Seit 1905 ist das Kabinett eng an den Lehrstuhl für Klassische Archäologie angebunden. Im Jahr 1944 wurde es als eigenständige Institution aufgelöst und die Bestände auch formell der Archäologischen Sammlung angegliedert.

Zu seiner Blütezeit im mittleren 19. Jahrhundert umfasste die Rostocker Münzsammlung rund 30.000 Objekte. Bestandsbereinigungen, die im Zusammenhang einer neuen thematischen Ausrichtung durchgeführt wurden, und dann vor allem auch schwerwiegende Verluste im Verlauf des Zweiten Weltkriegs führten zu einer deutlichen Verkleinerung des Inventars. Nach einer Zählung im Jahr 1991 handelt es sich aber immer noch um die achtgrößte universitäre Münzsammlung Deutschlands.

Ein Teil der Münzen kann in den Ausstellungsräumen der Archäologischen Sammlung betrachtet werden. Wichtig sind die Bestände des Münzkabinetts vor allem auch für den universitären Unterricht, wo sie als Anschauungsobjekte für das Vermitteln von Wissen im Bereich der antiken Münzkunde und der Klassischen Archäologie genutzt werden.


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