Neue Forschungen im Heiligtum der Artemis Limnatis von Messene

Seit August 2011 finden neue Forschungen im Heiligtum der Artemis Limnatis in Messene statt. Das Projekt wird als Kooperation von Prof. Dr. Petros Themelis (Society of Messenian Archaeological Studies) mit Prof. Dr. Detlev Wannagat, Dr. Johannes Linnemann (Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften, Universität Rostock) und Prof. Dr. Stefan Feuser (Institut für Klassische Altertumskunde, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) durchgeführt. Finanziert werden die Arbeiten durch die Fritz Thyssen Stiftung.

Ältere Forschungen

Die Überreste des Heiligtums wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Philippe Le Bas entdeckt und erstmals punktuell im Bereich von Tempel und Altar freigelegt. Er publizierte einen Bericht mit detaillierter Dokumentation des vorgefunden Baubestandes, einiger Inschriften und Skulpturenfragmente in den „Voyages et recherches archéologiques en Grèce et en Asie Mineure“ 1844. Danach wurde die Ruine ca. 150 Jahre lang nicht unmittelbar untersucht, so dass sich alle späteren Beschäftigungen allein auf die Publikation des französischen Forschers stützten. Die Ruine des Tempels wurde anschließend Opfer gezielten Steinraubs und überwucherte.

Erst in den Jahren 1988 und 2006 fanden unter Leitung von Petros Themelis wieder Arbeiten im Heiligtum statt, der die Ruine für die Wissenschaft wieder zugänglich machte. Hierbei entstand eine Aufnahme der bis dahin bekannten Baubestände. Weiterhin wurden mehrere Sondagen durchgeführt, die umfangreiche Kleinfunde (Keramik, Terrakotten u. a.) zu Tage brachten. Eine Teilrestaurierung des Tempels und die Sicherung der Ruinenstätte durch einen Zaun schlossen die damaligen Maßnahmen ab.

Das Heiligtum

Das Heiligtum der Artemis Limnatis befindet sich auf einem markant vorkragenden Sporn am südöstlichen Hang des Ithome. Bei Einrichtung des Heiligtums in dieser vom Stadtgebiet aus gut sichtbaren Lage wurde bemerkenswert wenig in das natürliche Landschaftrelief eingegriffen. Im oberen Bereich der nach Süden hin geneigten Fläche liegt der Tempel mit vorgelagertem Altar.

Unterhalb von Tempel und Altar können derzeit vier verschiedene Strukturen aufgrund sichtbarer Baureste an der aktuellen Oberfläche unterschieden werden (Nebengebäude A bis D). Die Klärung der jeweiligen Gestalt dieser Gebäude und ihrer Funktion sind wesentliche Ziele des neu aufgenommenen Forschungsprogramms.

Hervorzuheben ist an dieser Stelle das langrechteckige und mit einer Tür in der Ostwand versehene Nebengebäude D, welches die Spornfläche im Westen begrenzt; seine monumentalen Außenmauern im Süden und Westen dienten gleichzeitig als Stützmauern. Ebenso bemerkenswert ist das Nebengebäude C, welches aufgrund seiner umlaufenden Kanalstrukturen möglicherweise mit einer Wassernutzung in Verbindung gebracht werden kann.

Deutlich tiefer gelegen und durch den steil abfallenden Hang von der oberen Fläche abgesetzt erstreckt sich südwestlich eine etwa 40 Meter lange Terrasse, deren Stützmauer aus großformatigen Quadern besteht. Im Nordosten befindet sich vor einer teilweise bearbeiteten Felswand ein bis zum Architrav verschüttetes Quellhaus E. Da dieses Gebäude einen nur sehr geringen Bereich einnimmt, können weitere Strukturen auf der Terrasse vermutet werden.

Artemisheiligtum mit unterer Terrasse von Westen
Artemisheiligtum mit Nebengebäuden A–D
Nebengebäude D
Architrav und Deckplatten des verschütteten Quellhauses E

Projekt

Ziel der aktuellen Forschungen ist es, die Gesamtstruktur des Heiligtums sowie die Funktion der einzelnen Gebäude zu erschließen. Ebenso soll die Nutzungsdauer des Heiligtums durch die Aufarbeitung der Kleinfunde ermittelt und eine zeichnerische Rekonstruktion des Tempels anhand der Architekturfragmente erreicht werden. Abschließend läßt sich das Heiligtum der Artemis Limnatis in die Kulttopographie der Stadt Messene einordnen, für die gerade die Kultstätten am Ithome von besonderer Bedeutung waren.

Literatur

  • P. Le Bas, Voyages et recherches archéologiques en Grèce et on Asie Mineure, RA 1, 1844, 426-432.

  • S. Reinach, Voyages archéologiques en Grèce et on Asie Mineure sous la direction de M. Philippe Le Bas, 1888, 134-138, Taf. 1-10.

  • P. Themelis, Praktika 1988, 72-73, Abb. 15 Taf. 57.

  • P. Themelis, Ergon 1988, 44-46, Abb. 41.

  • P. Themelis, Das Antike Messene, 2003, 114-116.

  • P. Themelis, Praktika 2006, 55-60, Taf. 48-51.

  • P. Themelis, Praktika 2008, 42, Taf. 42.

Kontakt

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Prof. Dr. Detlev Wannagat
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