Nienbüttel - "der reichste Urnenfriedhof des östlichen Hannovers"

Seit mehr als 100 Jahren lagert das Fundmaterial des Gräberfelds von Nienbüttel, Lkr.  Uelzen, unbearbeitet im Magazin des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover. Die exzeptionelle Bedeutung dieses Bestattungsplatzes der ausgehenden Vorrömischen Eisenzeit und älteren Römischen Kaiserzeit wurde in der Sekundärliteratur der letzten Jahrzehnte immer wieder hervorgehoben – schon der Ausgräber, Gustav Schwantes, war sich der besonderen Qualität der Nekropole frühzeitig bewusst. Herausstechend sind der hohe Anteil an waffenführenden Gräbern, wie er von keinem anderen Gräberfeld dieser Zeitstellung bekannt ist, daneben aber auch bislang einzigartige rituelle Niederlegungen von Waffen, wie sie aus späterer Zeit von Waffenopferplätzen bekannt sind. Abgesehen von zwei Grabinventaren und einigen Einzelfunden, darunter vor allem die knapp zwei Dutzend römischen Metallgefäße, sind die Funde bislang unpubliziert und für eine weitere wissenschaftliche Analyse damit nicht zugänglich. Das Projekt hat das Ziel, einen vollständigen Katalog der Gräber auf der Grundlage des originalen Grabungstagebuchs, weiterer Archivalien und des im Magazin lagernden Fundbestands vorzulegen und auf der Basis der keramischen Funde erste Aussagen zur genaueren Datierung sowie Belegungsabfolge und -intensität während des rund 250jährigen Bestehens des Bestattungsplatzes vorzulegen. Erstmals soll damit diesem Fundplatz derjenige Stellenwert in der Forschung zur Römischen Kaiserzeit eingeräumt werden, der dem wissenschaftlichen Potential Nienbüttels gerecht wird.

Mit dem von der DFG im Jahr 2016 bewilligten zweiten Projektabschnitt wird die zeichnerische Bearbeitung der fast 500 Urnen abgeschlossen und eine Rekonstruktion der Grabinventare vorgenommen. Nachuntersuchungen in Nienbüttel selbst werden sich zudem auf die Spuren der Altgrabungen begeben, um diese im heutigen Gelände genauer lokalisieren zu können.

Rituell zerstörter Schildbuckel, darin Sporen und Waffenteile, als Beispiel einer Deponierung aus Nienbüttel (Foto: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover).
Original-Grabungsplan aus dem Jahr 1906 (Quelle: Archäologisches Archiv des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege).
Auswahl an Urnenfunden (Zeichnungen: Archäologische Illustrationen).
Urnenfund (Zeichnung: Archäologische Illustrationen).

Kontakt

Dr. Melanie Augstein
Universität Rostock
Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften
Neuer Markt 3
18055 Rostock
Telefon: +49 (0)381 498-2103
Email: melanie.augstein@uni-rostock.de

Prof. Dr. Hans-Jörg Karlsen
Universität Rostock
Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften
Neuer Markt 3
18055 Rostock
Telefon: +49 (0)381 498-2101 (Sekretariat)
Email: hans-joerg.karlsen@uni-rostock.de