Feldforschungen der Ur- und Frühgeschichte

In enger Zusammenarbeit mit der Landesarchäologie des Landesamts für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (LAKD) führt der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte regelmäßig Prospektionen, Lehrgrabungen und Forschungsgrabungen in Nordostdeutschland durch. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei geomagnetische Messungen auf Fundplätzen verschiedenster Epochen. Neben dem forschungsorientierten Einsatz stehen dabei auch immer wieder Begehungen auf aktuell durch Baumaßnahmen betroffenen Fundstellen an. Auch jenseits der Landesgrenzen führen die Mitarbeiter des Lehrstuhls diverse Projekte durch, momentan in Niedersachsen, Baden-Württemberg, Ungarn, Nordspanien und in der Ukraine.

Alt Kosenow, Mecklenburg-Vorpommern

Nähere Informationen zum Projekt folgen in Kürze.

Baskenland, Spanien

Zeitstellung: Jungpaläolithikum

2017 fand zusammen mit Kollegen der Universität des Baskenlandes eine erste Surveykampagne im Urbasa-Andia Nationalpark statt, um das Potential einiger bekannter Höhlen und Freilandfundstelle hinsichtlich zukünftiger Ausgrabungen zu analysieren. Diese Region ist für die Erforschung prähistorischer Jäger- und Sammler Gesellschaften von großem Interesse, da dieser Raum eine natürliche Passage zwischen den Pyrenäen und der alavesischen Hochebene bildet. Darüber hinaus findet sich vor Ort Feuersteinrohmaterial (Urbasa Flint), das aufgrund seiner hohen Schlagqualität über teilweise 300 Kilometer weit nach Frankreich, aber auch an die spanische Küste transportiert wurde. Die 2017 positiv evaluierten Fundplätze sollen im Rahmen eines Projektes der spanischen Regierung in den folgenden Jahren weiter untersucht werden.

Kooperationspartner: Universität des Baskenlandes (UPV/EHU), Projekt PATHFINDER

Blankenförde, Mecklenburg-Vorpommern
Geomagnetik
Mikrolithen (aus Hollnagel 1956, 31-32)

Blankenförde, Fp.1

Zeitstellung: Mesolithikum

Blankenförde 1 ist ein, schon seit den 1950er Jahren bekannter, mesolithischer Fundplatz am Jäthensee, welcher durch kontinuierliche Feldbegehungen gut dokumentiert ist. Dabei zeigen die Steinprojektile zwei chronologische Schwerpunkte für den Aufenthalt holozäner Jäger- und Sammlergruppen: zu Beginn der aktuellen Warmzeit (Boreal) und im Atlantikum (Trapezmikrolithik). Der Platz ist dabei sowohl durch seine Altersstellung, als auch durch die Anzahl der Artefakte von hohem wissenschaftlichem Interesse. Jedoch fehlen an bisher paläoökologische und archäologische Bodenuntersuchungen, um diese frühe Phase von Mensch-Umwelt Interaktion auf eine solidere interdisziplinäre Basis stellen zu können. Ausgehend hiervon wurde als erster Schritt der Fundplatz im September 2017 von der Universität Rostock schon geophysikalisch prospektiert. Im Rahmen einer, durch den Verbund Norddeutscher Universitäten finanzierten Maßnahme, starten im Frühjahr 2018 paläoökologische und archäologische Bodenuntersuchungen, um die Erhaltungsbedingungen der Fundschicht(en) zu evaluieren und Informationen für die Rekonstruktion der damaligen Lebenswelt zu generieren.

Kooperationspartner: Universität Rostock, Universität Greifswald, LAKD

Groß Siemz, Mecklenburg-Vorpommern

Nähere Informationen zum Projekt folgen in Kürze.

Kammerhof, Mecklenburg-Vorpommern

Nähere Informationen zum Projekt folgen in Kürze.

Kobrow, Mecklenburg-Vorpommern
Artefakte aus dem Maulwurfshügel
Artefakte einer Aufsammlung in den 1930er Jahren, Depot Stadtarchiv Rostock
Studierende bei der Einmessung

Kobrow, Fpl. 8 (bei Laage)

Zeitstellung: Mesolithikum

Feuersteinartefakte vom seit knapp 100 Jahren bekannten Fundplatz in der Recknitzniederung waren schon häufiger Gegenstand von wissenschaftlichen Besprechungen, wobei bisher keine Sondagen durchgeführt wurden. Ausgehend von der bisher dokumentierten Menge an mittelsteinzeitlichen Projektilspitzen (Mikrolithen) und der hohen Anzahl von Grundformen (inklusive verbrannter Stücke), scheint es sich bei Kobrow 8 um einen mehrfach und länger genutzten Platz zu handeln. Im März 2019 wurde, zur ersten Orientierung, eine archäologische Feldbegehung mit GPS Einmessung inklusive Bohrstocksondage durchgeführt. Darüber hinaus konnten die Kollegen der Universität Greifswald durch Bohrungen sicher nachweisen, dass es sich bei der Kuppe, auf der die Mehrzahl der Artefakte liegen, um eine ehemalige Insel zu handeln scheint, die von Torfschichten eines Durchströmungsmoores umgeben ist. Die Untersuchungen werden 2019 fortgesetzt.

Kontakt:Marcel Bradtmöller

Kooperationspartner: Universität Greifswald, LAKD

Pinnow, Mecklenburg-Vorpommern

Nähere Informationen zum Projekt folgen in Kürze.

Rostock, Mecklenburg-Vorpommern
Die Überreste des Lectoriums vor dem Universitätshauptgebäude.

Zeitstellung: Mittelalter

Während der Langen der Nacht der Wissenschaften am 26. April 2018 wurden die mittelalterlichen Grundmauern des alten Schulgebäudes der Universität Rostock entdeckt. Durch eine geomagnetische Prospektion konnte ein beeindruckender rechteckiger Grundriss von etwa 15 x 25 m erfasst werden. Hierbei handelt es sich mit einiger Sicherheit um die Fundamente bzw. den Keller des Rathauses der Rostocker Neustadt aus dem 13. Jahrhundert, das von der 1419 gegründeten Universität Rostock als Schulgebäude genutzt wurde. Schon 1265 hatte das mit einer auffälligen Giebelfassade versehene Gebäude seine Funktion als Rathaus verloren, so dass es nach der Gründung der Universität im Jahre 1419 als Universitätsgebäude genutzt wurde. Das Lectorium spiegelt damit unmittelbar den Beginn Rostocks als Universitätsstadt wider und war zentraler Bestandteil des Bauensembles am ehemaligen Hopfenmarkt. Mit Hilfe geomagnetischer Messungen anlässlich einer Vorführung zur Langen Nacht der Wissenschaften ist es gelungen, das Gebäude sichtbar zu machen. Zu erkennen sind sowohl die massiven, wahrscheinlich aus Ziegeln gemauerten Außenwände, als auch Quermauern im Innenraum – letztere sind vermutlich Teil der Gewölbekonstruktion.

Velgast, Mecklenburg-Vorpommern

Velgast, Fp. 14

Zeitstellung: Spätpaläolithikum, Mesolithikum

Der Fundplatz Velgast 14 datiert in den späten Abschnitt der letzten Eiszeit (Ahrensburger Kultur, ~12.500 v.H.) und wurde in den letzten Jahren durch kontinuierliche Feldbegehungen von ehrenamtlichen Sammlern und Mitarbeitern des Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege (Kontakt: Dr. M. Schirren) umfangreich dokumentiert. Zusammen mit den KollegInnen der Arbeitsgruppe „Moorkunde und Paläoökologie“ der Universität Greifswald und in Kooperation mit dem LAKD, wurde vom Lehrstuhl Ur- und Frühgeschichte der Uni HRO  der altsteinzeitlichen Freilandstation im oberen Tal der Barthe untersucht. Die Geomagnetikprospektion (ein Hektar Fläche) ergab keine eindeutigen Befunde (z.B. Bodeneingriffe oder Feuerstellen). Ein Ergebnis, was für ein vermutlich kurzzeitiges Lager hoch-mobiler Jäger- und Sammler auch nicht unbedingt zu erwarten war. Des Weiteren wurde ein Bohrtransekt mit einer Länge von 120 Meter (12 Kerne á 1 Meter Tiefe im zehn m Abstand) von der bekannten Kuppe mit Fundstreuung in östlicher Richtung zur nächstgelegenen Kuppe angelegt (Abb.1). Dabei ergaben sich Hinweise auf ein ausgeprägtes Kolluvium im Bereich der Mulde, wo sich evtl. noch Fundschichten erhalten haben könnten. Ausgehend hiervon wurde 2019 eine einwöchige Ausgrabung durchgeführt, die u.a. eine steinzeitliche Feuerstelle direkt unter dem Pflughorizont nachweisen konnte. Bohrungen mit der Klappsonde im Bereich von drei nahegelegenen Senken, hypothetisch als Toteislöcher angesprochen, ergaben, dass es sich um künstlich angelegte Mergelgruben handelt, die wahrscheinlich erst im 19./20. Jahrhundert entstanden sind. Steinzeitliche Schichten fehlen. Bei einer erweiterten Suche wurden geeignete Sedimente in einem Moor ca. 2 km südwestlich des Fundplatzes gefunden. Hier wurde ein Bohrkern mit 5 m Länge entnommen. Erste Pollenanalysen zeigen, dass die ältesten Sedimente vor ca. ~13.000 Jahre abgelagert wurden.

Die Untersuchungen werden fortgesetzt.

Kontakt:Marcel Bradtmöller

Kooperationspartner: Universität Greifswald, LAKD

Verchen, Mecklenburg-Vorpommern

Zeitstellung: Spätpaläolithikum, Mesolithikum

Ziel eines zweitägigen Surveys im März 2018 war, mit Hilfe von Bohrstocksondage und Geomagnetik die Ausdehnung und Erhaltung der bekannten steinzeitlichen Fundplätze auf dem Verchener Werder zu erkunden.

Kooperationspartner: Universität Greifswald, LAKD

Asva, Estland

Bronzeverarbeitung in der Ostseeprovinz. Archäologische und experimentelle Studien zur Produktion und Verwertung von Metallen im bronzezeitlichen Estland

Das Projekt befasst sich mit spannenden Fragen zur Metallverarbeitung in der Bronzezeit (1800‒500 v.u.Z.). Gemeinsam mit baltischen Kollegen werden Ausgrabungen im sog. Burgberg von Asva (Estland) fortgesetzt, in einem für seine Fülle und Qualität der archäologischen Funde bekannten Produktions- und Handelsplatz. Dazu wird ein bereits partiell ausgegrabener Siedlungsteil mit Spuren intensiver Bronzeverarbeitung näher untersucht.

Hier erfahren Sie mehr über das Projekt.

Feldberg "Steinacker", Müllheim

Feldberg „Steinacker“

Zeitstellung: Jungpaläolithikum

Die jungpaläolithische Fundstelle Feldberg „Steinacker ist eine der wenigen bekannten Freilandstationen des Gravettien in Süddeutschland (ca. 29.000 v.Chr.) und wird vorläufig als Werkplatz für die lokale Akquise und Weiterverarbeitung des anstehenden, hochqualitativen Bohnerzjaspis (Hornstein) interpretiert. Ein internationales Grabungsteam aus drei Archäologen, zwei Technikern und neun Rostocker Fachstudenten nahm die Geländearbeiten im Herbst 2018 in Angriff: Auf ausgedehnte Oberflächenbegehungen folgten auf einer 1,5 ha großen Fläche geomagnetische Messungen, ergänzt durch geomorphologische Bohrstocksondagen, die Michael Kösel vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau. Mit Blick auf die hierbei ermittelten Silexkonzentrationen, magnetischen Verdachtsanomalien und bodenkundlichen Bohrprofile wurden fünf Suchschnitte geöffnet, ausgegraben und dokumentiert. Dabei gelang es in Schnitt 2, in über einem Meter Tiefe einen pleistozänen Boden zu identifizieren, in dem, der aktuellen Arbeitshypothese folgend, die Steinartefakte in situ liegen, also ein Nutzungshorizont angetroffen wurde. Die Arbeiten werden 2019 fortgeführt.

Kontakt:Marcel Bradtmöller

Kooperationspartner: Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg

Gaarzer Hof, Mecklenburg-Vorpommern

Gaarzer Hof, Mecklenburg-Vorpommern

Geomagnetiksurvey im März 2018
Luftbildaufnahme des Fundplatzes von J. Krakor
Gute Laune, trotz knüppelhartem Lehmboden

Gaarzer Hof, Fpl. 73

Zeitstellung: Mesolithikum/Neolithikum

Im Rahmen einer einwöchigen Grabung und gefördert durch die Archäologische Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V., konnte der Lehrstuhl Ur- und Frühgeschichte der Uni HRO ein Areal nordöstlich von Rerik unterssuchen, welches durch viele gut erhaltene Großsteingräber und mehrere Sölle/Niedermoorrelikte geprägt ist. Der Untersuchungsbereich liegt dabei zwischen der im Rahmen einer Hauptuntersuchung dokumentierten neolithischen Siedlung mit Großsteingrab Rerik-Ost Fpl. 14 im Norden, den beiden bekannten Großsteingräbern am Gaarzer Hof im Süden sowie einem weiteren Großsteingrab im Westen.

Das untersuchte Areal liegt im Bereich von Fundplatz 73, im nördlichen Abschnitt einer über 60 Hektar großen landwirtschaftlich genutzten Fläche, welche durch eine hohe Anzahl von Fundmeldungen primär steinzeitlicher Artefakte charakterisiert ist. Ausgangspunkt der Ausgrabung war das Ergebnis einer geomagnetischen Prospektion in den Monaten März und Juli 2018 von insgesamt 4,6 Hektar Fläche. Mit deren Hilfe konnte eine große Anzahl potentieller prähistorischer Befunde, wie auch eine ungewöhnliche lineare Struktur identifiziert werden. Die topographische Situation (Hanglage) und Komposition dieser linearen Anomalie ähnelt dabei einem mittelneolithischen „linearen Grubenwerk“ nahe Wismar (Triwalk, Fpl. 11), so dass die primäre Aufgabe der Ausgrabung die Analyse von Erhaltung und der Klärung der Zeitstellung der Anlage darstellte. Hierfür wurde ein 1 x 4 m messender Sondageschnitt (Schnitt 1) quer zum Verlauf der Anomalie angelegt und in künstlichen Schichten von 15-20cm abgetragen. Eine weitere Fläche von 1 x 4 m wurde im oberen Bereich der Kuppe angelegt, um die Ursache einer der vielen größeren ovalen Anomalien in der Geomagnetikmessung zu identifizieren (Schnitt 2).

Die Untersuchungen werden 2019 fortgesetzt.

Kontakt:Marcel Bradtmöller

Kooperationspartner: Universität Greifswald, LAKD

Rerik, Mecklenburg-Vorpommern

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Hiddestorf und Gehrden, Niedersachsen

Nähere Informationen zum Projekt folgen in Kürze.

Marwedel, Niedersachsen
Marwedel - ein „Fürstensitz“

Mit dem Sammelband „Marwedel - ein „Fürstensitz“ der Römischen Kaiserzeit an der Niederelbe“ werden im Jahr 2018 die wesentlichen Ergebnisse des langjährigen Feldforschungs-Projekts (2003–2014), das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert wurde, präsentiert. Der fast 600 Seiten umfassende Band enthält u. a. mehrere Beiträge von Absolventen, die verschiedene Themenbereiche in ihren universitären Abschlussarbeiten bearbeitet haben. Er liefert damit spannende Einblicke in die Lebenswelt der beiden „Fürsten“, die auf dem Scharfenberg bei Marwedel im 2. Jahrhundert n. Chr. bestattet wurden. Zugleich wird aber deutlich, dass wir diesen Siedlungsplatz mit seiner enormen Ausdehnung von über 30 ha erst beginnen zu verstehen – zukünftige Forschungen vor Ort können nun gezielt ansetzen.

Nienbüttel, Niedersachsen

Nienbüttel - "der reichste Urnenfriedhof des östlichen Hannovers"

Seit mehr als 100 Jahren lagert das Fundmaterial des Gräberfelds von Nienbüttel, Lkr. Uelzen, unbearbeitet im Magazin des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover.

Mit dem von der DFG im Jahr 2016 bewilligten zweiten Projektabschnitt wird die zeichnerische Bearbeitung der fast 500 Urnen abgeschlossen und eine Rekonstruktion der Grabinventare vorgenommen. Nachuntersuchungen in Nienbüttel selbst werden sich zudem auf die Spuren der Altgrabungen begeben, um diese im heutigen Gelände genauer lokalisieren zu können.

Hier erfahren Sie mehr über das Projekt.

Komariv, Ukraine

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Szólád, Ungarn

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